Top Tools for Learning 2019: Digitale Tools für das Lernen

Top Tools for Learning 2019

Top Tools for Learning

Die neue Liste der Top Tools for Learning von Jane Hart ist bereits im September erschienen, ich habe sie mir jedoch erst jetzt genauer angesehen. Gefragt wird, welche digitalen Tools in irgendeiner Weise für Lernen verwendet werden. Es gibt keine Vorauswahl, jeder kann jedes Tool angeben. Die Top 200 Tools werden von Jane Hart kategorisiert und auf 3 Listen aufgeteilt (Überschneidungen sind möglich):

  • Top 100 Tools for Personal & Professional Learning (PPL100): Digitale Tools, die einzelne Lerner verwenden, um irgendwelche Dinge zu lernen – bei der Arbeit oder außerhalb der Arbeit.
  • Top 100 Tools for Workplace Learning (WPL100): Digitale Tools, die das Lernen in der Arbeit irgendwie unterstützen können.
  • Top 100 Tools for Education (EDU100): Digitale Tools, die von Lernenden und Lehrenden in Schule und Studium zur Unterstützung des Lernens verwendet werden können.

Für Corporate Learning und L&D ist besonders die WPL-Liste interessant.

Was hat sich geändert im Vergleich zum letzten Jahr (Top Tools for Learning 2018)? Zu den Tools komme ich gleich noch, zunächst einige Bemerkungen zur Methodik und Darstellung der Ergebnisse. Ich hatte im verlinkten Beitrag zu den Top Tools 2018 kritisiert, dass die Tools nur nach dem Kriterium der Beliebtheit und sonst völlig ungeordnet dargestellt werden. Da sind wir dieses Jahr erheblich weiter.

  • Devices (z.B. Smartphones) gehen nicht mehr in die Auswertung ein. Das ist ein guter Schritt.
  • Es gibt jetzt mehr Informationen zur Population der Stimmabgeber. Wir erfahren, dass ca. 2.500 Stimmabgaben ausgewertet wurden, davon 22% aus dem Bereich EDU (daher ist die EDU-Liste nicht so aussagefähig wie die WPL Liste), und immerhin die Angabe, dass die Antworten aus 46 Ländern kommen. Hilfreich wäre hier eine grobe regionale Unterteilung (z.B. nach den Weltwirtschaftsräumen AMER, APAC, EMEA). Ich vermute nämlich, dass der allergrößte Teil der Stimmen aus den USA kommt.
  • Die visuelle Darstellung ist durch den Zeilenaufbau übersichtlicher geworden.
  • Jane Hart setzt die WPL100 Tools in Beziehung zu ihrem 4D-Modell des Lernens (Didactics, Discovery, Discourse and Doing). Das halte ich für einen großen Fortschritt.

Das 4D-Modell des digitalen Lernens

Was ist das 4D-Modell des digitalen Lernens („The 4 D’s of Modern Learning“)? Jane Hart beschreibt damit den Kontext, in dem die Tools (vorwiegend) eingesetzt werden. Sie unterscheidet 4 Kontexte, in denen  die Lerner Tools einsetzen:

  • Didactics: Angeleitetes Lernen, d.h. es gibt Lerner und es gibt Lehrmaterial. Beispiel: Ich möchte lernen, wie man einen Business-Plan macht und belege einen Kursus in einer Online-Akademie.
  • Discovery: Informelles, nicht angeleitetes, exploratives Lernen. Beispiel: Ich möchte lernen, wie man einen Podcast macht, und mache mich selbst auf die Suche nach hilfreichen digitalen Quellen.
  • Discourse: Soziales Lernen, Lernen durch die Interaktion mit anderen. Beispiel: Ich möchte ein Angebot erstellen, und kontaktiere über soziale Netze jemand aus meinem Netzwerk, der viel Erfahrung mit dem Thema hat.
  • Doing: Informelles Lernen während der Arbeit. Dazu braucht es Zeit zur Reflektion. Beispiel: Ich habe in einem Projekt wertvolle Erfahrungen gesammelt, ich analysiere und strukturiere diese Erfahrungen, und teile sie in einem Blogbeitrag.

Innerhalb dieser 4 Kontexte werden die Tools nach ihrem Einsatzbereich geordnet, z.B. „course authoring“ oder „collaboration“. Die meisten Tools finden sich im Bereich Didactics. Es gibt dabei viele Überschneidungen, z.B. die Tools für „presentations and documents“ und „resource creation“ sind sowohl dem Kontext Didactics als auch Doing zugeordnet.

Trends

Nun zu den Tools. Insgesamt hat sich in den oberen Rängen wirklich wenig geändert. Es finden sich die üblichen Verdächtigen: YouTube, Google Search, PowerPoint, Twitter, Linkedin. Unterhalb der Top 10 gibt es durchaus einige bemerkenswerte Veränderungen:

  • Der Trend zu Plattformen mit Online-Kursen hält an. Linkedin Learning hat die Nase vorn und steigt auf, Udemy bleibt fast unverändert, Coursera steigt ab.
  • Bei den soziale Netzen ändert sich im oberen Bereich nichts (Twitter, Linkedin, Facebook), unten verliert Snapchat deutlich.
  • Microsoft Teams steigt weiter auf. Allerdings erwächst eine Konkurrenz in Gestalt des Neuzugangs Workplace by Facebook.
  • Google Tools sind im Kommen (Google Forms, Google Chrome, Google Translate).
  • Das Audience Response Tool Mentimeter hat stark zugelegt, auch das ähnlich gelagerte Plickers.
  • Audio und Video gewinnen gegenüber Text, sowohl was das Konsumieren (Apple Podcasts) betrifft als auch das Herstellen von Inhalten (mit dem Neuzugang Biteable kann man Videos auf der Basis von Templates erstellen).
  • Der Shooting Star des letzten Jahres, Degreed, fällt ab. Obwohl das Tool für lebenslanges Lernen den Trend zum individuellen Kuratieren unterstützt, enttäuscht es wohl die User. Im Auge behalten!
  • Ebenfalls für mich etwas überraschend: GetAbstract macht einen großen Sprung nach oben und überholt Blinkist (beide liefern Zusammenfassungen von Büchern).

Fazit und Vorbehalte

Ja klar, wir wissen es bereits: Das Lernen wird fragmentierter, autonomer und individueller. Ob das immer besser ist, ist keineswegs entschieden.

Ich weise nochmals darauf hin, dass die Liste die Beliebtheit von digitalen Tools widerspiegelt. Über die tatsächliche Eignung der Tools für das Lernen  ist damit noch wenig gesagt.

Immer noch liegt der Schwerpunkt auf dem Wissenserwerb und weniger auf dem Erwerb von Kompetenzen, geschweige denn der Weiterentwicklung von Soft Skills. Das liegt in der Natur der Sache. Digitale Tools eignen sich sehr gut, Wissen zu erwerben und zu teilen, sie eignen sich jedoch nicht, Soft Skills weiter zu entwickeln. Wenn wir hier also über „Lernen“ reden, reden wir über Lernen im Sinne des Wissenserwerbs oder des Aufbaus von Hard Skills.

Beitragsbild: © Jane Hart, mit Einverständnis

Wer hat recht beim digitalen Lernen? Manfred Spitzer vs. Sascha Lobo

Battle

Ein Battle im Themengebiet „Digitales Lernen“. In der einen Ecke der hyperreflektierte, Gedanken sezierende, vor lauter Bewusstsein viel zu langsam redende Sascha Lobo und in der andere Ecke der schnoddrige Hesse mit Humoransätzen der von  Frank-Markus Barwasser verkörperten Figur Pelzig, dabei aber stets um Fakten bemüht. 

Was sind die Positionen und die Argumente der beiden? Fangen wir an mit dem Psychiater Manfred Spitzer, die meisten Punkte sind aus seinem Vortrag vom 9. Oktober 2019 „Genial im Gehirn – wie geht das?“ am Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim entnommen.

Für ihn ist die analoge Schulbildung der wichtigste Weg zu Intelligenz, Aufbau von Gehirnstrukturen und Demenzprophylaxe. 

Kinder aus der Oberschicht haben bei Schulantritt bereits 30 Millionen Wörter mehr gehört als weniger privilegierte Kinder. Das heißt über ihre Synapsen sind ein Vielfaches von Impulsen gegangen, die zu einer Verfestigung der Hirnstruktur beigetragen haben. Je häufiger eine Synapse trainiert wird umso stärker wird die Verbindung. Das kennen wir auch aus dem Firness-Center und dem Trainieren von Muskeln. Bei einer sprachbasierten Wissensvermittlung in der Schule ist selbstredend ein stark sprachlich gebildetes Hirn von enormem Vorteil.

Im Unterschied zu einem herkömmlichen Computer funktionieren Gehirne besser je voller sie bereits mit Wissen und Fertigkeiten sind. Wer bereits drei Musikinstrumente beherrscht, dem fällt es leichter, ein weiteres zu lernen. Wessen Hirn bereits aufgrund von vier Fremdsprachen stabil verdrahtet ist, der lernt die nächste Fremdsprache schneller, als wenn eben diese Wissensstrukturen fehlen. Das liegt daran, dass das Gehirn sowohl Speicher- als auch Informationsverarbeitungseinheit ist und je mehr es Lernfortschritt gibt umso mehr verknüpfte Synapsen weist das Gehirn auf.

Wenn wir jetzt unser Gehirn auslagern und nicht mehr nachdenken, wie hieß noch einmal der Sänger von The Cure oder welche Band hat „Love will tear us apart“ gespielt und wie hieß noch mal der Darsteller von Tony Soprano? Wenn also nicht mehr der Impuls über die Synapse „James Gandolfini“ läuft, sondern über den Google Server in North Carolina, dann verkümmert der Verästelungen unseres Hirns und bilden weniger Halt für neues Wissen.

Das gilt natürlich auch für „körperliche Intelligenz“ und Fertigkeiten. Wie viele Freistöße hat Ronaldo geschossen, damit er zu dem gefürchteten Freistoßschützen wurde. Seine Synapsen im Hirn für Freistoß schießen sind sicherlich monsterdick. Er hat ja auch nicht beim Üben gesagt, ich lasse Google schießen.

Spitzer plädiert für analoges Lernen. So erreichen bei 1,8 Millionen untersuchten MOOCs  gerade einmal 2 (ohne Vorbildung) bis 8 (mit Vorbildung) % einen Abschluss. Die anderen Teilnehmer brechen vorher ab. Die meisten renommierten Universitäten haben ihre MOOCs mittlerweile wieder „in die Tonne gekloppt“ und dabei viel Geld verbrannt.

Die in Holland gegründeten Steve Jobs Schulen mit einer enormen Ausstattung an Technik und Internetzugängen haben alle wieder dicht gemacht.

Eine Studie mit 130.000 Schüler in England untersuchte die Noten nach dem Verbot von Smartphones. Es zeigte sich, dass die Noten um 6,4 % besser wurden, bei den schwächeren Schülern sogar um 14%.

Und nun auf die andere Seite, Sascha Lobo. Hier sind die meisten Punkte seinem Podcast „Lobo – Der Debattencast“ entnommen. Hauptsächlich aus der Folge vom 28. Oktober 2018 „Medienkritik: Das Smartphone ist an allem Schuld“.

Die Position ist, dass das Internet die größte Bildungsmaschine (hier sind noch einmal die Top Tools des Lernens aufgeführt) ist, die wir je gebaut haben. Dabei sollen wir nicht nur auf das Schauen, was negative Konsequenzen hat, sondern viel mehr auch auf die positiven Konsequenzen unserer Auseinandersetzung damit.

Lobo überzeichnet ein Gedankenexperiment aus dem Buch „Everything bad is good for you” (2005) von Steven Johnson. Stellen Sie sich vor, Sie sind in einer Welt in der zuerst das vernetzte Computerspiel und dann der Buchdruck erfunden wurde. Zuerst also versuchen Kinder interaktiv über Länder hinweg online Strategien  zu entwickeln, wie sie Feinde schlagen oder einen Schatz finden und dann Jahre später wird das Buch der neue Hit, das neue TikTok. Man könne die Eltern förmlich hören, wie sie sagen: „Hilfe, mein Kind sitzt alleine im Eck ganz ruhig und liest, ich mache mir Sorgen.“

Ähnlich führt Lobo das Buch „CrazyBusy“ von Edward Hallowell aus dem Jahr 2007 an. Die Arbeitswelt im Großraumbüro gleiche einem Tummelplatz von Kindern, denen man das Ritalin weggenommen hat. Telefon, Slack, Yammer, WhatsApp im Sekundentakt. Es muss sofort darauf reagiert werden. Wie kann man sich auf solche Szenarios am besten vorbereiten? Richtig, durch die vielen Reizüberflutungen, die durch Smartphone und Internet auf die Kids zukommen. Diese sind das Mini-Me der komplexen, vernetzen nicht durchschaubaren echten VUCA Welt.

Wer ein Verzicht des Smartphones in der Schule fordere, verhindere dass Kinder lernen mit den Smartphones umzugehen. Auch der exzessive Umgang damit ist nicht per se schlecht. Gerade  im Extremen lässt sich Erfahrung machen und das Lernen kann entstehen.

Die Erkenntnisse der Neurologie nennt er teilweise Humbug, bei denen Bestseller Autoren ihre Ansichten wissenschaftlich verbrämen und auf die ganze Gesellschaft übertragen wollen, auch wenn die Studien zweifelhaft sind und nur kleine Stichproben aufweisen.

Wer hat nun also recht, wenn es um das digitale Lernen geht? Lobo oder Spitzer? Am Wochenende war ich mit einem guten Freund ein paar Bier trinken. Er ist der Typ engagierter Lehrer, den sich die Politiker gerade gerne reihenweise backen wollen. Er sieht, was ein Großteil der Schüler mit Smartphones macht.  Das Fotografieren der Geschlechtsteile und die Verschickung per WhatsApp (eigentlich erst ab 16 Jahren) eine Spielart, Gewalt und Pornografie eine andere. Die meisten Schüler mit denen er zu tun hat, hätten aktuell keinen konstruktiven Umgang mit den Möglichkeiten, die das Gerät bietet.

Da die Geräte aber in der Welt sind, muss ein Lernen erlernt werden, wie mit ihnen umgegangen wird. Wie die Kinder also das Smartphone nicht zur Verdummung nutzen, sondern konstruktiv. Voller Freude berichtete er von einem 11-jährigen Mädchen, das eigeninitiativ eine Vokabelapp nutze, um besser Englisch zu lernen. Sie sei bereits interessiert und hat eine Art Metalernen verinnerlicht. Unterschiedliche Lernkanäle verstärken die Lerninhalte. Mit den digitalen Möglichkeiten sei es so, was man auch früher zum Fernsehen gesagt hat. Es mache schlaue Menschen schlauer und dumme Menschen dümmer.

Lasst uns schlauer werden und für jeden einen Weg finden.

Digitales Leben – Deutschrap vs. Rolf Dobelli 3:1

Was für Fragen löst der so verheißungsvolle Titel „Die Kunst des digitalen Lebens“ beim Leser aus? Wie erreiche ich meine persönlichen und beruflichen Ziele über digitale Kanäle? Wie entwickle ich Beziehungen im digitalen Raum? Wie nutze ich Technologie, um mich und meine Arbeit weiterzuentwickeln? Wie nutze ich das Digitale gar, um mich glücklicher zu machen? Wer auch immer diese Assoziationen hat, wird enttäuscht. Die im Titel angeprangerte Kunst beschränkt sich ausschließlich auf die Handlungsanweisung zum radikalen Verzicht auf News.

Dabei ist der Begriff News im Buch sehr weitgefasst. In den Ausführungen entstammen die News Tageszeitungen, dem Radio, der Tagessschau und wenige Male schreibt Dobelli auch von digitalen Endgeräten. Für den Verzicht werden viele, tatsächlich auch gute Argumente aufgeführt. Doch was das mit der „Kunst des digitalen Lebens“ zu tun hat, erschließt sich mir nicht.

In einem Interview hat Dobelli gesagt, dass der Text neun Jahre alt ist und so wirkt er auch. So spricht er von einer Technik, die es wohl in einigen Jahren gibt, bei der man Prominenten in Filmen Worte in den Mund legen kann, ohne dass der Betrachter merkt, dass es sich um eine Fälschung handelt. Hätte er mal den t3n Newsticker gelesen, wüsste er das Deep Fake bereits seit dem Jahre 2017 sein Unwesen treibt.

Im Punkt Verzicht von News und Neuigkeiten ist Dobelli auch sehr konsequent bei dem vorliegenden Buch. So treten die bereits in seinen anderen, teils sehr lesenswerten, Büchern beschriebenen psychologischen Konzepte wie der Availability oder Hindsight Bias auf. Auch das Gesetz von Sturgeon und der Kompetenzkreis wurden bereits in seinen anderen Büchern behandelt. Hier werden ebenfalls keine Verbindungen zum digitalen Leben geschaffen, sondern die genannten Effekte dienen als Begründungshilfe, auf News zu verzichten.

Einen Eindruck, wie das digitale Leben gelingen kann, erhält man vielmehr bei einem Buch, das den Titel „Könnt ihr uns hören?: Eine Oral History des deutschen Rap“ trägt. Die Autoren Davide Bortot und Jan Wehn zeigen, dass Rapper schon digital waren, auch bevor es das Internet gab. Digital als Mindset: Sie haben sich auf Jams vernetzt, in Fanzines ausgetauscht, Demotapes verteilt, Gruppen gebildet und Musik weiterentwickelt. Man muss kein Fan der Musik sein, um fasziniert die Geschichte zu lesen, wie ein Musikstil aus dem DIY in den Mainstream gelangt ist. Das Ansteckende, wie neue Entwicklung wiederum Neues (News!) befeuert ist beeindruckend beschrieben und der große Beschleuniger ist schließlich das Internet.

Während Rolf Dobelli vom Guardian oder Weltmedien zum Interview geladen wird, waren die Rapper hier außen vor. „Wir hatten nur das Internet, und das haben wir genutzt. Die ersten die auf YouTube Welle gemacht haben? Die Rapper. Die ersten die auf Instgram geballt haben? Die Rapper.“ wird ein Rapper in „Könnt Ihr uns hören?“ zitiert. Zur Selbstinszenierung und zur Erschaffung einer audiovisuellen Marke bespielen die Rapper Intagram und erzeugen abseits der Mainstream Medien mehr Aufmerksamkeit als die Mainstream Medien selbst. Publicity und Interviews und News werden auf eigenen Kanälen gesendet, so dass die Berichterstattung nicht auf andere, traditionelle Medien angewiesen ist. Um es in einer Überschrift zu sagen: Die Kunst des digitalen Lebens!

Wahrscheinlich hat Rolf Dobelli sogar recht, dass wir zu vielen unnützen News ausgesetzt sind und dass wir unsere Energie und Achtsamkeit mehr auf für uns Relevantes und Wichtiges lenken sollten. Dieser Ratschlag alleine allerdings beantwortet nicht die Fragen nach der Kunst des digitalen Lebens.

Statistik zum Spiel
Deutschrap : Dobelli 3:1

Tore:
1:0 Freshness
2:0 Vernetzung
3:0 Weiterentwicklung
3:1 Newsverzicht

Hör’mal! Heute ist Podcast Day.


Heute, am 30. September, ist International Podcast Day. Die Podcast Community feiert Podcasts, um auf diese Weise Podcasts zu fördern und Menschen zu ermutigen, Podcasts zu machen.

Warum heißt ein Podcast „Podcast“? Das Wort setzt sich zusammen aus Brodcast (Radiosendung) und iPod (Apples Musikabspieler). Fun Fact: Als Podcasting Anfang der 2000er Jahre erfunden wurde, hieß es noch „Audioblogging“.

Podcasts sind ein großartiges Medium zum Lernen. Podcasts kann man hören, während man die Hände frei hat und nebenbei etwas tun kann, oder die Augen geschlossen hat, oder gerade Auto fährt (nicht alles zusammen bitte!).

Hier einige Anregungen, was du anlässlich des Podcast Day tun kannst:

  • Verwende den Hashtag #InternationalPodcastDay, wenn du etwas zu Podcasts twitterst.
  • Empfehle deinen Leiblings-Podcast in Social Media Kanälen.
  • Entdecke einen Podcast.

Und hier kommen meine Empfehlungen für New Work und Corporate Learning Podcasts:

Podcast

Ich möchte mich heute bei allen bedanken, die diese Podcasts auf die Beine stellen, daran mitwirken, und uns mit großartigem Audio-Content versorgen. Vielen Dank, liebe Podcaster!

Führungsfeedbacks in virtuellen 3D Welten – Interview mit Ulrike Gerhart

Ulrike Gerhart
Ulrike Gerhart

Ulrike Gerhart arbeitet als Organisationsberaterin, Prozessbegleiterin und Management-Coach.  Wir kennen und schätzen sie seit der Zeit als Gerald Petersen das Seminar „Leader Moves“  entwickelte.  Ulrike Gerhart war die Projektleiterin auf Kundenseite und für die Implementierung verantwortlich. Inzwischen ist sie seit vielen Jahren freiberuflich tätig und für ihre innovativen Konzepte in der Personal-und Führungskräfteentwicklung bekannt. Auch wenn es um die konkrete Umsetzung dieser Konzepte geht, ist sie stets vorne dabei. Letztes Jahr hat sie in virtuellen 3D-Lernwelten Führungsfeedbacks durchgeführt.

Was sind Führungsfeedbacks?

Führungskräfte erhalten in einem 4-stündigen strukturierten und moderierten Workshop von ihrem Team Feedback. Dabei geht es um konkret wahrgenommenes Führungsverhalten. Die Führungskraft und das Team erarbeiten dann gemeinsam bis zu drei sehr konkrete Punkte zur Verhaltensänderung, die nach dem Workshop sofort in die Umsetzung gehen.

Was sind da typische Ergebnisse?

Es geht hier ausschließlich um Führungsverhalten, welches die Führungskraft beeinflussen und folglich auch verändern kann. Insbesondere das Kommunikationsverhalten der Führungskraft ist hier ein großes Thema. Zum Beispiel „Wie transparent und nachvollziehbar sind Entscheidungen der Führungskraft für das Team?“ Oder „Wie klar werden Arbeitsaufträge vermittelt?“ Wohlgemerkt geht es beim Führungsgespräch aber nicht nur um die Identifizierung von Verbesserungspotenzialen, sondern auch um konstruktives Feedback. Schließlich sollen – wie immer beim Feedback – Stärken gestärkt und Schwächen geschwächt werden.

Also haben wir das Führungsfeedback in den virtuellen Raum verlegt.

Vor welchen Herausforderungen hat das von dir beratene Unternehmen gestanden und was war die Lösung?

Charakteristisch für diesen Workshop ist ein wirklich sehr intensiver Austausch zwischen Team und Führungskraft. Erfahrungsgemäß beteiligen sich nahezu alle TeilnehmerInnen sehr aktiv. Bisher fanden diese Führungsfeedbacks also verständlicherweise  ‚live‘ vor Ort statt. Man kann sich allerdings vorstellen, dass dies ein globales Unternehmen zunehmend vor Probleme stellt. Multinationale Teams mit 10-15 Personen für 4 Stunden „mal eben“ an einem (analogen) Ort zusammenzubringen, ist weder ökonomisch noch ökologisch vertretbar. Also haben wir das Führungsfeedback in den virtuellen Raum verlegt. In einer virtuellen 3D-Lernwelt gibt es Medienwände und Gruppenräume wie im ‚echten‘ Leben.  Jede teilnehmende Person wird in der virtuellen Welt durch einen Avatar repräsentiert. Dieser Avatar wird in Echtzeit von der realen Person gesteuert, spricht via Headset in Echtzeit mit der Stimme der realen Person und interagiert in Echtzeit mit den anderen Avataren, die ja ebenfalls reale Personen repräsentieren. Wir konnten also annehmen, dass sich das Führungsfeedback in der virtuellen 3D Welt sehr gut abbilden und nachbauen lässt.

Was sind deine Erfahrungen?

Ich habe mit ca. 10 Teams Führungsfeedbacks in einer virtuellen 3D Welt durchgeführt. Die jeweilige Gruppengröße lag – wie sonst auch – bei 10-15 Personen. Die Teammitglieder waren physisch in Schweden, Frankreich, England, China, Indien, USA und Deutschland – also multinational, multikulturell und über den Globus verstreut. Was uns sehr überrascht hat, war, dass bei allen Workshops in der virtuellen Welt die Teilnahme und die Interaktion genauso engagiert und intensiv wie bei den Präsenz-Workshops war.

Woran hast du das erkannt?

Wenn ein Avatar – ich sage mal – nicht bewohnt ist, dann steht er leblos in der Gegend herum oder im Weg. Er blockiert eventuell auch Aktionen der anderen Avatare, wenn diese zum Beispiel an einer Pinwand gemeinsam arbeiten. Alle merken es also sehr schnell, wenn die reale Person hinter dem Avatar sich ausklinkt. Und dies ist in der Tat nur sehr selten vorgekommen. Auch die Workshop-Ergebnisse waren mit den Präsenz-Workshops vergleichbar.

Wirklich erstaunlich waren auch die Rückmeldungen der Teilnehmenden: die Zeit – immerhin 4 Stunden – verging für sie ähnlich schnell wie bei einem Präsenz-Workshop und auch die Konzentration blieb bei der Sache. Das ist ein enormer Unterschied zu langen Webkonferenzen. Da wandert die Aufmerksamkeit ja oft sehr schnell zur Bearbeitung von E-Mails.

Was glaubst du, warum im Vergleich zu Webkonferenzen die Aufmerksamkeit in den virtuellen Lernwelten erhöht ist?

Noch ist es etwas Neues und das ist ja oft per se spannend. Dann kommt ein gewisser Gamification-Effekt hinzu, der einfach Spaß macht: Die Avatare können sich coole Outfits zulegen oder ungewöhnliche Frisuren, sie können bewegt werden, manche können sogar fliegen, es gibt viele Features, wie klatschen, zeigen, Medienwände, Abstimmungen. Eigentlich ist immer etwas zu tun.

Ein ganz wichtiger Aspekt ist, dass sich die realen Personen offensichtlich recht schnell mit ihrem jeweiligen Avatar identifizieren. Zu diesem Phänomen wird mittlerweile auch geforscht.

Welche Vorteile siehst du noch beim Einsatz von virtuellen 3D-Lernwelten?

Das hängt natürlich auch vom Funktionsumfang der eingesetzten Software ab. Die von uns genutzte Software hatte einen Plenumssaal, mehrere Gruppenräume, ein Sonnendeck und sogar eine Bar!  Wenn die Teilnehmer sich also vorübergehend in Kleingruppen aufteilen, müssen sie – anders als bei den meisten Webkonferenzen – nicht aus dem Tool raus, sondern sie bewegen ihre Avatare in einen anderen Raum innerhalb der virtuellen 3D Welt. Zwischen den Räumen bestehen Soundbarrieren. So können Kleingruppen ungestört voneinander arbeiten. ModeratorIn und Teilnehmende, bzw. deren Avatare, können sich in der virtuellen 3D Welt frei bewegen, also von einem Raum in den anderen gehen. Es ist wie in der realen Welt. Wenn sich ein Avatar einer Gruppe nähert, hört er zunehmend besser, was in der Gruppe gesprochen wird, bzw. weniger, wenn er sich entfernt. Dies ist ein wichtiges Feature, denn so ist gewährleistet, dass niemand unbemerkt die anderen belauschen kann. Das ist fast besser als in der realen Welt!

Für internationale Teams ist das von unschätzbarem Vorteil.

Wo siehst du die größten Anwendungsbereiche für 3D-Lernwelten?

Im Grunde genommen sind wohl fast alle Workshop-Formate in eine virtuelle 3D Welt transferierbar. Für internationale Teams ist das von unschätzbarem Vorteil. Auch große Konferenzen können in diesem Raum stattfinden – hier wird auch schon sehr viel ausprobiert. Viele Seminar- und Trainingsformate eignen sich ebenfalls, z.B. interaktive Sprachtrainings oder bestimmte Weiterbildungen für Führungskräfte. Natürlich gibt es auf der technischen Seite noch einiges zu verbessern. Die verschiedenen Anbieter solcher Tools bzw. Plattformen sind da ständig am Weiterentwickeln.

Welche Skills benötigt man als Moderator von virtuellen 3D Welten?

Wir ModeratorInnen benötigen zunächst die Skills, die wir auch in Präsenz-Workshops und Seminaren brauchen: Aktivieren, strukturieren, zusammenfassen, Gruppenprozesse steuern etc. Ein Manko in der virtuellen Welt besteht allerdings darin, dass für mich als Moderatorin die Körpersprache und Mimik der teilnehmenden realen Personen nicht erkennbar sind. Und oft sind es ja gerade die nonverbalen Signale, die mir als Moderatorin zeigen, was da unter der Oberfläche arbeitet und eventuell im Gruppenprozess berücksichtigt werden muss. Das bedeutet, dass ich sehr genau hinhören muss: wie ist der Tonfall, wo gibt es Zwischentöne, welche Formulierungen werden verwendet, wer hat schon länger nichts mehr gesagt, wer wird von wem unterbrochen etc. Und ich muss viel mehr Fragen stellen als in einem Präsenz-Workshop, natürlich Fragen nach Verständnis oder Einverständnis, aber  insbesondere auch Fragen nach Eindrücken und Gefühlen.

Wie kann man so etwas lernen?

Eine gewisse Coaching-Kompetenz ist da als Grundlage sehr hilfreich. Ansonsten ist es wie bei allem, was man neu lernt:  Machen und aus den Erfahrungen anwendbares Wissen ableiten.

Vielen Dank, liebe Ulli. Die Entwicklung ist spanend. Schön dass wir die Gelegenheit hatten, mit dir über dein angewandtes Wissen zu sprechen.

Lern-Podcasts: Interview mit Ralf Podszus

Ralf Podszus
Ralf Podszus

Podcasts sind in allen Ohren und die Nutzerzahlen so hoch wie nie. Da stellt sich die Frage, wie können wir die Form Podcast zum Lernen nutzen. Eine Frage, die wir am besten an Ralf Podszus weiterreichen. Er hat 20 Jahre vor und hinter dem Mikrofon Radio gemacht. Unter anderem moderierte er die Morning Show bei Radio ENERGY und war Unterhaltungschef von RPR1. Ganz nach der Devise Podcasts sind das neue Radio, kümmert er sich jetzt bei Schlenker PR um die professionelle Konzeption und Produktion von Podcasts. Für interessierte Unternehmen konzipiert er Podcasts – entweder für den internen Gebrauch der Mitarbeiter oder als Branded Podcast für die Unternehmenskommunikation.

Warum hat der Podcast gerade so einen Boom?

Aus meiner Sicht gibt es da drei klare Gründe, die auch zusammenspielen. Erstens kann Wartezeit in sinnvolle Zeit umgewandelt werden. Laut einer Studie verbringt der Mensch durchschnittlich 374 Tage seines Lebens mit Warten: In Staus, in Arztpraxen, an der Bushaltestelle: dank Podcasts wird leere Zeit nun Lehrzeit. Denn ein Podcast ist perfekt dazu geeignet, um zu informieren. Der zweite Grund ist, dass es für mittlerweile jedes denkbare und noch so obskure Thema einen Podcast gibt und der Hörer zu seinem eigenen Regisseur wird. Er entscheidet, was er, wann und wie häufig hört. Der dritte Grund ist die Möglichkeit des entspannten Hörens mit Bewegungsfreiheit. Sie brauchen keinen Bildschirm oder sonstige Hilfsmittel, ein Smartphone in der Hosentasche reicht. Sie können dabei joggen, Essen zu bereiten oder putzen.

Das Prinzip „Kino im Kopf“, das aus dem Radio kommt, muss entfacht werden.

Was muss bei der Produktion eines Lern-Podcasts bedacht werden?

Kurz und knackig auf dem Punkt mit einfachen Aussagesätzen muss es sein. Wer für das Hören schreibt muss Schachtelsätze und Kommata vermeiden. Das Prinzip „Kino im Kopf“, das aus dem Radio kommt, muss entfacht werden. Wenn du jemanden fragst, wie war das Beyonce-Konzert und die Person sagt „super“ und „toll“ hat sie praktisch nichts gesagt. Es entsteht erst dann etwas, wenn die Person mit klaren Bildern spricht: „ Beyonce hat sich 10 mal umgezogen, unter anderem ein silbernes Paillettenkleid, ein schwarzes Lederkleid aus 20 Gürteln und ein goldbestickter enganliegender Hosenanzug. Jay-Z kam kopfüber von der Decke aus einer überdimensionalen Rose nach unten geschwebt, während 30 Tänzer gleichzeitig 1,5m in die Luft sprangen. Ich habe noch nie so viele filmende Handys gesehen.“  Dann entsteht etwas im Kopf. Das „Kino im Kopf“ – Prinzip funktioniert auch wunderbar bei Lern-Podcasts.
Hilfreich ist zudem die Wortpyramide: das Wichtigste eines Themas kommt immer an den Anfang und bildet die Spitze der Aussage. Dann folgt das Zweitwichtigste, das Drittwichtigste, usw. Kurze, einfache und anschauliche Lern-Informationen können so gut verarbeitet werden und prägen sich ein. Dieses Sprachkonzept ermöglicht es auch Inhalte schnell zu kürzen: einfach den unteren Teil der Wortpyramide weglassen – das wesentliche wurde ja bereits am Anfang gesagt. Und ohne unteren Teil bleibt die Pyramide immer noch spitz.
Ein wichtiger Aspekt ist auch die Vermittlung der Lerninhalte. Das muss attraktiv im Sprachfluss sein, damit der Hörer mitgenommen wird. Pausen an der richtigen Stelle, so dass die wichtigen Punkte wirken. Ein guter Moderator variiert Sprechgeschwindigkeit und spielt mit der Tiefe und der Höhe seiner Stimme, so dass er ständig die Aufmerksamkeit der Hörer hat. Das kann kein Text! Audio ist und bleibt die natürlichste Verständigungsform.

Welche Vorteile siehst du beim Einsatz von Lern-Podcasts?

Der Lernende kann sich sooft das anhören, was er lernen möchte, bis er es kann und das in seinem individuellen Lernrhythmus. Gut gestaltete Lern-Podcasts haben eine Trackliste mit Markern, so dass der Hörer dort hinspringen kann, was er lernen möchte.
Und Audio wirkt! Der Vater eines Freundes in den 80ern Jahren hatte wichtige Verhandlungen mit amerikanischen Business Partnern. Sein englisch war allerdings verbesserungswürdig. Er hat sich BBC auf VHS aufgenommen und auf Audiokassette überspielt. Diese hat er jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit gehört und schon nach ein paar Wochen konnte er besser englisch sprechen, als zur Schulzeit und die Verhandlungen in den USA verliefen erfolgreich. Heute ist die Verfügbarkeit von Lerninhalten im Audioformat ungleich höher. Und statt VHS haben wir jetzt alle unser Smartphone in der Tasche.

Welche Inhalte sind für Lern-Podcasts geeignet?

Fremdsprachen sind sicherlich ein großes Feld. Auch alles was deklaratives Wissen ist, kann mit Podcasts vermittelt werden. Die Anzahl an Wissenspodcasts bei Spotify, Apple oder Castbox nimmt deutlich zu. Auch hier sind die Verfügbarkeit und das einfache Handling Schlüssel zu besserem Lernen. Vor allem die zahlreichen Info-Podcasts bereichern unsere Allgemeinbildung, was wiederum eine Weiterentwicklung ist. Ich habe meine Erdkundeklausuren früher mit dem Sehen der Fernsehsendung „Abenteuer Forschung“ verbessert. Jetzt kann jeder, wann er will zu vielen Fachgebieten einfach einen Podcast hören und seinen Horizont erweitern – easy mit dem Kopfhörer am Ohr beim Tramfahren. Eine perfekte Zeit für alle Lernwilligen. Das ist noch nie so gut gewesen.

Welche Beispiele für gute Lern-Podcasts kennst du?

Im Bereich der englischen Sprache ist BBC 6 Minute English eine Empfehlung. Wer sich auf dem neusten Stand der Digitalisierung halten möchte, sollte t3n und das Deutschlandfunkformat Breitband hören. Natürlich gibt es lohnende TED Talks zu wissenschaftlichen Themen. Ein neuerer interessanter Podcast zum modernen Arbeitsleben ist der LinkedIn Podcast Hello Monday. Es wird auch immer mehr gute Lern-Podcasts geben, der Durst danach wird größer. Das liegt auch an der Zielgruppe: Es sind vor allem die besser Gebildeten, welche dieses Audio-Format am meisten nutzen. Und die sehnen sich einfach nach mehr Wort. Gutes Wort.

Top Tools for Learning: Digitale Tools für das Lernen

Top Tools for Learning 2018

Top Tools for Learning

Top Tools for Learning ist eine Liste mit Tools, die von Jane Hart zusammengestellt wird (Liste, interaktive Infografiken). Sie macht jedes Jahr eine Befragung und wertet aus, welche digitalen Tools in irgendeiner Weise für Lernen verwendet werden. Sie hat 200 Tools kategorisiert und auf 3 Listen aufgeteilt (Überschneidungen sind möglich):

  • Top 100 Tools for Personal & Professional Learning (PPL100): Digitale Tools, die einzelne Lerner verwenden, um irgendwelche Dinge zu lernen – bei der Arbeit oder außerhalb der Arbeit.
  • Top 100 Tools for Workplace Learning (WPL100): Digitale Tools, die das Lernen in der Arbeit irgendwie unterstützen können.
  • Top 100 Tools for Education (EDU100): Digitale Tools, die von Lernenden und Lehrenden in Schule und Studium zur Unterstützung des Lernens verwendet werden können.

Vielleicht fällt Ihnen auf, dass ich Worte wie „in irgendeiner Weise“, „irgendwelche Dinge“ oder „irgendwie“ verwende. Das liegt daran, dass die Liste sehr umfassend ist und die Tools zum allergrößten Teil keineswegs spezifisch für das Lernen gedacht sind oder verwendet werden. Sehr viele Tools sind schlichtweg allgemein gebräuchliche Tools, die für alle möglichen Zwecke – unter anderen auch für Lernzwecke – verwendet werden können. Auf der Liste finden sich zum Beispiel Suchmaschinen wie Google, Office Software wie Word, Cloud-Speicher wie Dropbox, Geräte wie das iPhone, Kommunikations-Apps wie Zoom, Tools für Virtual Collaboration wie Trello undsoweiterundsofort. Plattformen oder Tools, die wirklich für die Unterstützung von Lernen kreiert wurden, wie Khan Academy oder Moodle, muss man mit der Lupe suchen. Und andere echte Learning Tools tauchen gar nicht erst auf.

Hinzu kommt, dass der Begriff „Lernen“ offensichtlich sehr allgemein verstanden wird (eine Definition wird nicht bereitgestellt). Der verwendete Begriff umfasst explizites wie auch implizites (unbewusstes) Lernen, Lernen innerhalb und ausserhalb der Arbeit, und es geht vorwiegend um Wissensvermittlung und Wissensaneignung. Das Erlernen von Soft Skills wird kaum berücksichtigt. Die Frage ist, wie aussagefähig und wie nützlich der Begriff des Lernens dann noch ist.

Der Nutzen dieser Aufstellung ist also eingeschränkt – je nachdem, was man sich davon erhofft.

Trends

Unter Berücksichtigung der oben dargestellten Einschränkungen, lassen sich einige Trends ablesen, was die Beliebtheit bestimmter Tools angeht:

  • Youtube ist immer noch die Nummer 1
  • Hör‘ mal: Audio-Quellen werden häufiger genutzt (Podcasts!)
  • Bücher werden nicht im Original, sondern vermehrt als Zusammenfassung gelesen (getAbstract, Blinkist)
  • Slideshare ist auf dem absteigenden Ast
  • Soziale Netze: Twitter ist immer noch stark, während Facebook abrutscht, und LinkedIn weiter an Bedeutung gewinnt
  • Content wird nach wie vor gerne mit Powerpoint präsentiert, aber zum Beispiel die Adobe Creative Cloud suite wird vermehrt für die Entwicklung von Content verwendet
  • Der Shooting Star der Liste ist Degreed, eine Plattform für lebenslanges Lernen
  • Anders Pink („Content Curation for Learning“) unterstreicht den Trend zu individualisiertem Lernen
  • Tools für virtuelle Zusammenarbeit können das soziale Lernen in der Arbeit unterstützen
  • Slack steigt auf, ebenso wie Microsoft Teams, während Yammer absteigt (vielleicht weil Teams aufsteigt)
  • Überhaupt: Microsoft is back! Das Microsoft Ökosystem wird richtig mächtig durch die Integrationsfähigkeit unterschiedlicher Anwendungen
  • Digitale Notizbücher sind bedeutsam als Erweiterung des eigenen Gehirns, und hier macht OneNote (ebenfalls von Microsoft) das Rennen
  • Videokonferenzing verdrängt Audiokonferenzing (auch weil man z.B. mit Skype oder Zoom den Bildschirm teilen kann)
  • Um ein wenig Interaktion mit großen Gruppen herzustellen, gewinnen „audience response tools“ an Beliebtheit (z.B. kann man mit Kahoot oder Mentimeter sehr einfach Polls durchführen)

Fazit

Eine reine Betrachtung der Beliebtheit von digitalen Tools ist in der Aussagefähigkeit sehr eingeschränkt. Es bleibt der Gesamteindruck, dass Lernen sich stärker individualisiert und digitalisiert. Damit ändert sich die Rolle von Learning & Development. L&D muss in Zukunft nicht nur Inhalte, Seminare und Curricula bereitstellen für die Lernenden, sondern auch in höherem Maße ein selbstgesteuertes Lernen ermöglichen. Dieser Trend ist nicht zu leugnen. Digitale Tools können jedoch nicht leisten, soziale Fähigkeiten zu vermitteln. Und es besteht ebenso kein Zweifel daran, dass soziale Fähigkeiten, Soft Skills, Lifetime Skills noch viel wichtiger sind und werden als früher. Wir müssen noch mehr darüber lernen, welche Methoden welches Lernen am besten unterstützen.

Neuere Ergebisse findest du im Beitrag Top Tools for Learning 2019: Digitale Tools für das Lernen.

Beitragsbild: © Jane Hart, mit Einverständnis