Top Tools for Learning Vergleich 2019 und 2022


Wie hat sich der Gebrauch von Tools für das Lernen in den letzten Jahren verändert? Ich schaue mir die Veränderungen der Top Tools for Learning an, vor allem im Vergleich der Jahre 2019 mit 2022.

Treiber für Veränderung

Es gibt viele Faktoren, die beeinflussen, welche Tools von Lernenden verwendet werden:

  • Technischer Fortschritt, Innovation
  • Firmenpolitik, Selbstverständnis von Learning & Development
  • Individuelle Gewohnheiten und Modeerscheinungen
  • Die Pandemie und damit einhergehende veränderte Praktiken der Zusammenarbeit

Insbesondere die Pandemie war ein Treiber für Veränderungen in der Art und Weise, wie wir arbeiten und lernen. Ich stelle mir daher die Frage, welche Veränderungen es gibt hinsichtlich der Nutzung von Tools. Meine erste Anlaufadresse für diese Fragestellung ist Jane Hart. Sie untersucht jährlich die Beliebtheit von Tools bei den Lernenden.

Top Tools for Learning 2022

Zunächst zu den Ergebnisses des Jahres 2022. Das Gesamtbild hat sich nicht wesentlich verändert, aber es gibt doch einige bemerkenswerte Entwicklungen. Hier die zusammenfassende Darstellung, die sich bei Top Tools For Learning als PDF herunterladen lässt:

(c) Jane Hart, Top Tools for Learning

Jane Hart sortiert die Tools in drei Anwendungsbereiche:

  • Tools for Workplace Learning (WPL)
  • Tools for Personal Learning (PPL)
  • Tools for Education (EDU)

Tools for Workplace Learning (WPL) sind Tools, die in der Arbeit verwendet werden. Tools for Personal Learning (PPL) werden für das persönliche Weiterkommen, unabhängig von der Arbeit, eingesetzt. Und Tools for Education (EDU) werden in Schule und Studium angewendet. Die Zuordnung erfolgt dabei nicht durch Jane Hart, sondern durch die Einordnung der Befragten selbst. In der Befragung, die jährlich durchgeführt wird, können Befragte angeben, welche Tools sie verwenden, und in welchem Zusammenhang. So entstehen die Listen.

Veränderungen in der Toolnutzung

Ich habe bereits in früheren Jahren einige Ergebnisse dargestellt:

Top Tools for Learning: Digitale Tools für das Lernen

Top Tools for Learning 2019: Digitale Tools für das Lernen

Auch meine persönliche Liste „Meine Top Tools For Learning 2022“ habe ich kürzlich geteilt.

Für mich am interessantesten ist die Liste der Tools for Workplace Learning (WPL). Hier der betreffende Ausschnitt aus der Gesamtübersicht:

(c) Jane Hart, Top Tools for Learning

Das Jahr 2021 war noch ein Jahr der Experimente. Es gab viele neue Tools, und die Menschen haben viel ausprobiert. 2022 sehen wir eine Konsolidierung, wie Jane Hart bemerkt. Von der Anzahl Tools her wurden sehr viel weniger Tools nominiert, was auch zu einer kürzeren Liste der Top Tools for Learning führt (die Liste umfasst dieses Jahr 100 Tools, letztes Jahr waren es noch 300). Die Menschen wenden sich wieder den Tools zu, die sie bereits früher genutzt haben.

Top Tools for Learning Vergleich 2019 vs. 2022

Die Tools for Workplace Learning (WPL) habe ich mir näher angesehen und die 25 höchstplatzierten Tools mit den Ergebnissen derselben Tools in 2019 verglichen. Es ergibt sich ein Bild der Veränderung mit dem Vergleich „Vor der Pandemie“ (2019) und „Drei Jahre Pandemie“ (2022). Anmerkung: Von „Postpandemie“ zu sprechen, erscheint mir verfrüht.

20192022ToolEinsatzzweck
11YouTubevideo hosting and sharing platform
32PowerPointPresentation software
23Google Searchsearch engine
114Microsoft Teamsenterprise collaboration platform
105Zoomvideo meeting platform
66Google Docs & Driveoffice suite/file sharing platform
57LinkedInprofessional social network
78Worddocument tool
810Wikipediaonline encyclopaedia
1211Slackteam collaboration platform
1612Excelspreadsheet tool
914WordPressblogging/website platform
2015Articulatee-learning tools
2116Kahootlive engagement tool
4117Mentimeterlive engagement tool
5320Vimeovideo hosting and sharing platform
2323Camtasiascreencasting tool
not24Miroonline whiteboard
2725Snagitscreen capture tool
2827Trelloproject/team tool
3830Outlookemail client
1331LinkedIn Learning online course platform
2233OneNotedigital notebook from Microsoft
3334SharePointsocial intranet platform
5039Moodlelearning platform
Daten: Jane Hart, Zusammenstellung: Gerald Petersen


Diese vergleichende Darstellung findet ihr nicht bei Jane Hart, die habe ich aus den aktuellen Ergebnissen und den Ergebnissen von 2019 selbst zusammengestellt. Es sind nur die  Tools for Workplace Learning (WPL) gelistet, daher sieht diese Liste anders aus als die „Top 100 Tools“!

Was sehen wir bei den Top Tools for Learning im Vergleich der Jahre 2019 mit 2022? Es gibt wenig Veränderung in den Top 10. Das Bild ist hier seit Jahren ziemlich stabil. Nur Microsoft Teams hat in der Spitzengruppen einen größeren Sprung nach vorne gemacht.

Die Unternehmen nutzen vermehrt Teams bzw. Microsoft 365, und wenn die Mitarbeitenden die entsprechenden Tools für die Zusammenarbeit nutzen, nutzen sie dieselben Tools auch für das Lernen (das gilt ebenso für Slack). Als Meeting-Plattformen dominieren Teams und Zoom. Google Meet, Whereby und Flipgrid haben es auf die Liste geschafft – Adobe Connect und WebEx sind herausgefallen.

In der unteren Hälfte dieser Tabelle sehen wir mehr Dynamik. Viele hier genannten Tools sind Aufsteiger. Das bedeutet, 2019 wären diese Tools noch nicht in dieser Liste aufgetaucht, jetzt sind sie drin – und andere sind abgestiegen.

Eine auffällige Ausnahme gibt es: Linkedin Learning (in der Tabelle fett rot) gehört nicht zu den Aufsteigern, sondern zu den Absteigern (von Platz 13 in 2019 auf Platz 31 in 2022). Das kann einerseits an der starken Konkurrenz im Markt der Online-Lernplattformen liegen, ich vermute aber auch, dass die Lernenden das reine Konsumlernen auf die Dauer langweilig finden. Es lernt sich besser in einem Event, und mit anderen zusammen, als sich alleine einige Lernvideos reinzuziehen.

Yammer findet sich nicht mehr in den Top 100. Das halte ich eher für bedenklich, denn ein Enterprise Social Network (ESN) ist gemacht dafür, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Es eignet sich sehr dafür, miteinander zu lernen und sich teamübergreifend in Communities auszutauschen. Wenn ein ESN nicht genutzt wird, gehen Lernmöglichkeiten verloren.

Die Aufsteiger im Vergleich 2019 – 2022

Einen großen Sprung nach vorne haben drei Tools geschafft: Mentimeter, Vimeo und Miro (in der Tabelle fett grün).

Mentimeter bringt Abwechslung in Events (Trainings, Workshops). Mentimeter ist ein Live Engagement Tool, das Events bereichern kann durch Wortwolken, Abstimmungen (Polls), Quizzes und Q&A-Sessions. Mentimeter ist jetzt gleichauf mit Kahoot, das einen ganz ähnlichen Einsatzbereich hat und schon länger (seit 2014) in der Liste der Top Tools for Learning zu finden ist.

Vimeo ist eine direkte Konkurrenz von Youtube (gehört Google / Alphabet), und wird bei Unternehmen tendenziell beliebter. Ich nehme an, das liegt daran, dass Vimeo weniger ablenkend ist. Wir dürfen allerdings auch nicht vergessen, dass Youtube trotz nervender Werbung immer noch auf Platz 1 steht.

Miro unterstützt die Zusammenarbeit mit virtuellen Whiteboards, und lässt sich hervorragend für das Lernen in Events bzw. Gruppen einsetzen. Bis einschließlich 2019 war Miro noch nicht auf der Liste der Top Tools for Learning. 2020 erstmals dabei, finden wir Miro im Jahr 2022 auf Platz 24. Das ist schon sensationell! Virtuelle Whiteboards werden generell immer mehr genutzt, sowohl für die Zusammenarbeit als auch für das Lernen. Mitbewerber mit vergleichbarem Funktionsumfang sind Mural und Conceptboard.

Was ich bei Betrachtung dieser drei Aufsteiger ermutigend finde: Vimeo repräsentiert zwar noch das Konsumlernen, aber Mentimeter als Live Engagement Tool und Miro als virtuelles Whiteboard repräsentieren das gemeinsame Lernen in Events. Was also ist die Zukunft? Das ist eine wichtige Frage für die Learning & Development Professionals. Ist es das einsame und konsumistische E-Learning oder das gemeinsame abwechslungsreiche Lernen im Event? Nun, es ist kein Entweder-Oder. Beides hat seine Berechtigung. Aber der manchmal zu beobachtende Versuch, alles Lernen als E-Learning abzubilden, sollte aufgegeben werden zugunsten eines wirklich reichen Gesamtangebotes, nicht nur von vielen Inhalten, sondern auch und vor allem von unterschiedlichen Formaten und Methoden. Lasst die Lernenden doch selbst entscheiden, wie sie lernen wollen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert